Irgendwie hatte ich Tel Aviv überhaupt nicht auf dem Schirm – war dann aber doch völlig begeistert, hier her zu kommen und somit meinem Plan, möglichst viele neue Länder zu bereisen, direkt nachzukommen. Wir hatten im Vorfeld schon einiges recherchiert und eigentlich finde ich solche Vergleiche immer total bescheuert, aber nachdem wir eine Woche hier verbracht haben, kann ich es nur bestätigen: Tel Aviv vereinigt das entspannte LA, das hipster-geprägte Berlin und das lebhafte Nightlife aus Barcelona miteinander. Ich habe selten eine so facettenreiche Stadt erlebt!
Ich wusste eigentlich überhaupt nicht, was ich von Israel erwarten soll – von dem Land, das wir alle oft nur aus Kriegsberichten kennen, gelegen zwischen Syrien und Saudi-Arabien und damit umgeben von arabisch und islamisch geprägten Ländern, die wir derzeit nur aus Negativ-Berichten kennen, wusste ich wirklich nicht, was ich erwarten soll. Und war daher umso positiver überrascht. Bevor ich euch von unseren Aktivitäten erzähle, möchte ich daher noch kurz allgemein ein paar Sätze sagen, die euch einen Eindruck von der Stadt Tel Aviv geben sollen.
Tel Aviv ist von vorne bis hinten eine freundliche Stadt, die eine unheimliche Ruhe ausstrahlt. Es ist nirgends stressig, man kommt sich niemals bedrängt vor und selbst im gefragtesten Club der Stadt wird den Kleingruppen an der Kasse eingetrichtert, dass man hier Wert auf den persönlichen Raum jedes Besuchers legt und dass keiner das missbrauchen soll. Ich war noch nie so entspannt feiern wie hier, niemand labert einen unangenehm an oder drängt sich auf, keiner rempelt einen an, alle machen einfach ihr Ding – was sicherlich auch daher kommt, dass hier ungefähr überall Gras geraucht wird (was jetzt nicht mein Fall ist – aber wenn ich dadurch nicht blöd angemacht werde, soll es mir recht sein!).
Die Stadt ist unheimlich jung und aktiv, überall sieht man Leute beim Sport machen oder auf den Straßen, die Bars, Cafés und Restaurants sind meistens voll. Es gibt fast überall kostenloses WiFi und auch nachts um halb fünf ist der Verkehr noch lebendig. Man sieht fast nur junge Leute, der Altersdurchschnitt liegt gefühlt bei Ende Zwanzig. Wer offen ist und gerne Leute kennenlernt, der ist hier genau richtig. Tel Aviv sollte bei jedem Reiseinteressiertem auf der To-Do Liste stehen. Was wir hier alles gemacht haben, erzähle ich euch jetzt.
CARMEL MARKET
Carmel Market steht auf jeder einzelnen Seite, die ich erklären will, was man in Tel Aviv so alles anschauen kann. Da wir in einem unserer Hotels zwanzig Meter vom Eingang des Markets wohnten, wollten wir uns das Spektakel natürlich nicht entgehen lassen. Obwohl die Empfehlungen besagten, dass man möglichst früh auf den Markt gehen soll, um das große Getümmel zu vermeiden, waren wir erst gegen Mittag dort und hatten trotzdem keinerlei Problem. Es war zwar voll, aber wie überall sonst ist es trotzdem sehr unstressig, man wird ihn Ruhe gelassen und hat Zeit, sich in Ruhe alles anzuschauen.
Der Ramsch-Markt mit seinen Handyhüllen und Sonnenbrillen ist nicht unbedingt mein Fall, aber es gab ein paar sehr schöne Schmuckstände. Viel eher solltet ihr hier für frisches Obst, leckere Smoothies oder ein Mittagessen in einem der kleinen Restaurants in den Seitenstraßen herkommen. Für 25 Schekel (umgerechnet etwa 6,40€) bekommt hier hier einen großen Smoothie mit Obst eurer Wahl. Nicht supergünstig, dafür ganz frisch und richtig lecker. Wir fanden den Carmel Markt zwar interessant, aber er sollte keine Hauptattraktion des Tages sein.
OLD TOWN JAFFA
Wir haben uns einen halben Tag Zeit genommen, um von unserem Hotel Richtung Jaffa zu laufen. Der ursprüngliche Altstadt-Kern der Stadt ist erhalten und ist sowohl architektonisch als auch atmosphärisch etwas komplett anderes als das jüngere Tel Aviv, das eine Mischung aus neuen und stylishen Hochhäusern und teilweise etwas heruntergekommenen Wohngegenden besteht. In der Altstadt Jaffas, die direkt an der Küste gelegen ist und an den Port Jaffa, also den Hafen Anschluss findet, findet ihr viele kleine Shops und Restaurants – es ist einfach schön, durch die Sträßchen und Gässchen zu flanieren und die Altstadt auf sich wirken zu lassen.
Das ganze lässt sich wunderbar mit einem ausgiebigen Spaziergang an der Küste entlang verbinden – grundsätzlich sind wir fast alle Strecken gelaufen und haben so täglich unsere 12 bis 14 Kilometer absolviert. Das können wir nur jedem empfehlen – gerade am Strand entlang gibt es kilometerlange Promenaden, die nur so zum Spazieren einladen. Überall gibt es Volleyballfelder oder Sitzplätze, sodass man sich auch austoben oder eben in der Sonne ausruhen kann.
STREET ART
Da wir unsere Hotels recht oft gewechselt haben und wie schon gesagt sämtliche Strecken gelaufen sind, haben wir auch verschiedene Viertel kennengelernt. Rund um unsere letzte Bleibe, das Florentin Hotel, gab es unheimlich viel Street Art zu sehen. Garagentore sind kunstvoll besprüht, die alten Hallen und Mauern sind bemalt und lassen das gesamte Viertel sehr urban wirken. Mir gefällt das sehr gut. Wer hier in der Gegend vorbeikommt, sollte definitiv ein paar mal mehr um den Block laufen und sich die Wände anschauen.
FOOD, FOOD and FOOD!
Tel Aviv ist das reinste Essenparadies. Insbesondere, wenn ihr vegetarisch oder vegan eingestellt seid. Die Gastronomie-Szene ist hier gigantisch, es gibt keine Straße, in der kein ansprechendes Restaurant oder Café auf einen wartet. Israel ist für Humus, Falafeln und für das isrealische Gericht Shakshuka (pochierte Eier in Tomatensauce) bekannt. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, den besten Humus der Stadt ausfindig zu machen und haben dafür ausgiebig recherchiert. Den gab es dann nicht in einem der fancy instagram-tauglichen Restaurants, sondern in einem Straßenbistro mit Gartenstühlen. Unverhofft kommt oft! Zu den genaueren Essensspots kommt noch ein separater Post – davor solltet ihr gut gegessen haben, sonst kommt die Fress-Attacke.
Ich empfehle euch grundsätzlich, dass ihr vorher zu eurer Geschmacksrichtung passende Restaurants raussucht, die ihr gerne besuchen möchtet. Probiert so viele unterschiedliche Lokalitäten wir möglich, sowohl morgens als auch abends. Probiert die Milchshakes, die veganen Snacks – aber lasst euch auch überraschen. Das leckerste vegane Zimt-Croissant bekamen wir in einem kleinen Café, das von außen eher wie eine mit Stühlen vollgestellte Garage aussah und noch dazu kein Namensschild hatte. Wir haben in keinem einzigen Restaurant eine Speise gehabt, die uns nicht geschmeckt hat. Auch, wenn ihr normalerweise Fleisch esst, empfehle ich euch, die vegetarischen und veganen Optionen zu probieren, da es in Deutschland so viel Kreativität in den Speisen einfach nicht gibt. Kulinarisch ist Tel Aviv wirklich ein Traum.
NEVE TZEDEK
Jedes Viertel hier ist irgendwie bezeichnend für sich, besonders gut hat uns aber zum Flanieren das Trendviertel Neve Tzedek gefallen. Hier reihen sich schnuckelige Cafés an wunderschöne Boutiquen, Schmuck- und Interieur-Stores. Alles wirkt sehr hip, loft-stylish und cool. Die ausgewählte Kleidung in den Boutiquen ist zwar wunderschön, aber nicht ganz billig – dafür gibt es hier tolle Schmuckläden mit filigraner Auswahl. Da es hier an Hochhäusern fehlt, wirkt es hier gar nicht wie in der Großstadt und man kommt richtig runter. Wir empfehlen einen Spaziergang nach einem ausgiebigen Frühstück.
TEL AVIV NIGHTLIFE
Das Nachtleben Tel Aviv’s ist – wie man überall vorher lesen kann – sehr lebhaft. Das liegt sicherlich am jungen Durchschnittsalter hier, aber auch an der Lebenseinstellung vieler Israelis: „Lebe jeden Tag, als wäre es dein letzter!“ – und oh ja, die Isrealis können feiern. Auch wir haben uns einen Abend ins Nachtleben gestürzt. Wir hatten die Ehre, die Library Bar des The Norman Hotel zu testen, wo ich neben den Klassikern Mojito und Cosmopolitan einen First of the Year getrunken habe, der absolut abgefahren gut geschmeckt hat. Trotz gehobenen Hotels kosten die Cocktails hier normal, um die 12-15€. Wenn ihr mal einen tollen Cocktail probieren wollt, testet diesen.
Danach haben wir uns auf den Weg zu The Block gemacht, wo Miriam mich auf eine Ultra-Techno-Party geschleppt hat. Als kleine Hip-Hop-Seele und Pop-Schnecke war das für mich zwar zunächst eine Überwindung, aber da es so entspannt war, die Leute so gelassen gefeiert und einen in Ruhe gelassen haben, hatte auch ich bei Mz-Mz-Mz meinen Spaß und habe getanzt, bis mir die Füße abfielen. Um halb fünf morgens haben wir ein Taxi genommen und haben nicht schlecht gestaunt, als wir um diese Uhrzeit noch im stockenden Verkehr standen und gefühlt jede Bar um uns herum noch komplett gefüllt war. Überall waren Leute unterwegs und haben gefeiert, morgens um fünf. Das muss man ein Mal mitgemacht haben!
GENERAL ADVICE
Wir ihr aus dem bisherigen Text schon rauslesen konntet, empfehle ich euch grundsätzlich einfach, euch ein paar bequeme Sneaker anzuziehen und die gesamte Stadt per Fuß zu erkunden. Ein oder zwei Tagesziele setzen und einfach losmarschieren. Viel Sehenswertes gibt es in den Seitengasse und meiner Meinung nach lernt man eine Stadt so am Besten kennen. Setzt euch hier und da in Cafés, auch wenn sie euch im ersten Moment von außen nicht ansprechen und lasst die Stadt einfach auf euch wirken. Erkundet jedes Eck, es gibt überall etwas zu sehen.
Natürlich haben wir auch einen Tagestrip nach Jerusalem und zum Toten Meer unternommen – ein Muss, wenn man sowieso in der Gegend ist. Abschließend kann ich sagen, dass Tel Aviv mich absolut positiv überrascht hat. Wer die Möglichkeit hat, hier her zu kommen, sollte sie unbedingt wahrnehmen und sich vom Flow der Stadt mitreißen lassen. Auch als Mädelstrip zu zweit hatten wir niemals Probleme, wir haben uns zu keiner Zeit unsicher gefühlt oder hatten ein mulmiges Gefühl. Also, stürzt euch ins nächste Abenteuer und fliegt nach Tel Aviv!
Deine Eindrücke aus Tel Aviv sind einfach beneidenswert – ihr hattet bestimmt eine tolle Zeit!
Liebe Grüsse, Sonja
http://www.littlewhitepages.wordpress.com
Danke für diesen tollen und informativen Beitrag! Jetzt würde ich am liebsten gleich einen Flug nach Tel Aviv buchen 🙂
Da
Danke für die Infos und den spannenden Beitrag zu eurer Reise liebe Lena! Tel Aviv stand bis jetzt noch gar nicht auf meinem Travel Radar – sah bei euren Bildern aber so toll aus. Werde ich mir definitiv einmal genauer ansehen!
Liebste Grüße <3
Jil
Schöne Eindrücke aus Irael. Tel Aviv stand bisher auch noch gar nicht auf meinem Schirm, eben aus den Gründen, die du schon genannt hast. Deswegen bin ich auch ziemlich überrascht, was du so schreibst. Ich weiß nicht genau, was ich erwartet habe. Jedenfalls keine freundliche, ruhige und entspannte Stadt, in der jeder sein Ding macht. Wie man sich doch täuschen kann…
Liebste Grüße
Jane von Shades of Ivory
Geht mir auch so :), am liebsten direkt einen Flug buchen; dein Artikel ist sehr packend.
Am Anfang ist sehr genau beschrieben wie es sich in der Stadt anfühlt <3 Genau deswegen möchte ich in Tel Aviv für einige Zeit sogar leben. Die Atmosphäre ist toll. Danke für den Bericht 🙂