Heute gibt es von mir den dritten und letzten Teil des Travel Diary aus Sri Lanka. Die vorherigen Teile könnt ihr natürlich auch noch nachlesen: Teil eins hier und Teil zwei hier.
Einen weiteren Tagesausflug unternahmen wir noch – wir hatten uns auf der Straße das Ziel gesetzt, zu handeln und den günstigsten Preis für eine Fahrt nach Galle, 55km südlich unseres Hotels an der Südspitze der Insel, herauszuschlagen. Für unglaubliche 15€ für die Hin- und Rückfahrt (also 110km insgesamt), sowie mehrere Stunden Wartezeit fanden wir einen Mann, der uns einen Tuk-Tuk- Fahrer vermitteln wollte. Das würde zwar dauern, da Tuk-Tuks im Schnitt etwa 40km/h fahren können, aber das war uns egal. Als wir uns am Morgen mit dem Fahrer trafen, waren wir etwas verwirrt – denn wir gingen davon aus, dass nur er uns fahren würde. Aber der Vermittler stieg mit ein und so waren wir die nächsten eineinhalb Stunden zu dritt auf der Rückbank des Tuk-Tuk eingequetscht. Ich befürchtete gleich Übles, denn der Mann erklärte uns quasi im ersten Satz, dass er gerade seine eigentliche Arbeit sausen ließ und dass er dort 1.200 Rupien am Tag (etwa 10€) verdiente. Mir schwante direkt, dass er irgendwie versuchen wollen würde, das Geld von oder über uns wieder einzukassieren.
Der Hinweg verlief allerdings noch relativ ruhig, er zeigte uns viel, erklärte einiges. Wir hielten am Tsunami Memorial und an der Küstenstraße sah man unglaublich viele Häuser – oder besser gesagt deren Überreste -, die vom Tsunami 2004 zerstört wurden. Einen Eindruck, wie sehr der Tsunami das Land beschädigt hat, könnt ihr euch in dieser sehr emotionalen Dokumentation anschauen – ich musste zu Hause nämlich erstmal nochmal schauen, wie das damals alles genau war. Es überkommt einen schon ein sehr mulmiges Gefühl bei dem Gedanken, wie Tausende von Menschen ihr Leben lassen mussten und wie genauso viele Menschen alles verloren haben, was sie besitzen. Wir sahen auf dem Weg Häuser, die offensichtlich zerstört wurden, die provisorisch mit einer Plane überzogen wurden und so weiter bewohnbar gemacht wurden. Die Einfachheit und die Mittellosigkeit der Menschen, die vom Tsunami getroffen wurden, macht einen hilflos und traurig.
In Galle angekommen besuchten wir als erstes die bekannte Festung aus holländischer Kolonnialzeit. Ich kann nur jedem raten, einen ausgiebigen Spaziergang durch die Altstadt innerhalb der Festung zu machen. Ganz anders wie in allen anderen Städten, die wir besucht haben, gab es hier schöne Pflastersteine, viele Cafés, Boutiquen und kleinere Restaurants, tolle Eingangstüren, viele Hausfronten im Kolonnialstil (die sind echt mein Ding!) und passend zum Gesamtbild noch viele Oldtimer, die das Szenario perfekt machen. Auf einem erhobenen Eckposten der Festung gibt es zwei junge Männer, die für ein kleines Trinkgeld von der Festung ins Wasser springen. Das ganze sieht unglaublich knapp und gefährlich aus und sorgt bei den Zuschauern für einen kleinen Nervenkitzel. Weil die Preise innerhalb der Festung aber sehr hoch sind, sind wir auch nochmal außerhalb der alten Mauern in die Stadt Galle gelaufen. Es war unglaublich viel los und noch dazu war es wahnsinnig heiß. In einem kleinen Laden in einer Seitenstraße hatten wir das Gefühl, zum ersten Mal nicht über den Tisch gezogen zu werden – wir zahlten knapp 80 Cent für eine Cola. Ein Mann kam auf uns zu, begrüßte uns freudestrahlend und meinte, er wäre Koch in unserem Hotel. Da er den Namen des Hotels so selbstverständlich schmetterte, hatten wir sofort ein Urvertrauen und er schleifte uns mit sich durch die Gassen. Nicht aus reiner Nettigkeit, wie sich herausstellte. Nachdem wir uns verabschiedeten, weil wir in die andere Richtung weiter wollten, hielt auch er die Hände auf und wollte Geld von uns, da er ja gemeinsam mit uns zwei Straßen langgelaufen war. Wir sahen den Mann nie in unserem Hotel und sind uns ziemlich sicher, dass er einfach ausgefuchst den Hotelnamen auf unserem Armband gelesen und sich durch die „Führung“ etwas Geld erhofft hatte.
Das passierte uns übrigens grundsätzlich sehr oft, wenn wir ohne Guide unterwegs waren. Ständig sprechen einen Leute an, wollen einem etwas aufschwatzen oder laufen ungefragt mit einem mit, auch wenn man höflich sagt, dass wir zu zweit nur spazieren gehen wollen. Man weist auf die Läden hin (Schau hier gibt es Tücher – Mhm, sehe ich! – Schau, hier gibt es Schmuck! – Ja, nein Danke!) und hält dann die Hand auf. Ich verstehe es wirklich, ich weiß, dass es ein armes Land ist und dass hier mit jedem Euro den Leuten geholfen ist, aber je mehr wir uns überrollt und zugequatscht fühlten, umso mehr kamen wir uns veräppelt vor und die Gastfreundschaft wirkte einfach nicht mehr echt. Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft gab es oft – natürlich mit einigen Ausnahmen! – nur gegen Bares und das fand ich persönlich sehr traurig. Ich weiß aber auch, dass man von einem Land, das sich noch so unglaublich viel entwickeln muss wie Sri Lanka, wohl kaum etwas anderes erwarten kann.
Die letzten Tage entspannten wir wieder an Pool und Meer – auch ich konnte die letzten Tage, nachdem meine Wunde einigermaßen verheilt war, ins Salzwasser springen. Zuvor hatte ich Bedenken gehabt und mich eher zurückgehalten, aber endlich konnte ich auch in den Wellen springen und mich herumwirbeln lassen. Im Meer herrscht übrigens eine starke Strömung unterhalb der Wellen, die einen richtig von den Socken hauen kann. Deswegen sollte man nie weiter als bis zur Brust ins Wasser gehen. Bei der Strömung verliert man sonst schnell die Orientierung (oder seinen Bikini. Soll vorgekommen sein). Die rote Fahne an den Stränden weht quasi dauerhaft und ob die Life Guards immer so aufmerksam sind, da bin ich mir nicht so sicher. Daher würde ich unerfahrenen Schwimmern eher zum Aufenthalt in Ufernähe raten.
Abschließend kann ich sagen, dass Sri Lanka definitiv eine Reise wert ist und ich den Urlaub sehr genossen habe. Alles, was ich als nicht so schön empfunden habe, hat mich in meinen Werten weiter geprägt, es hat mich wertschätzen lassen, was ich zu Hause habe und dass ich nicht täglich darüber nachdenken muss, wie ich den Monat meine Familie versorgen kann. Das Land bietet eine unglaubliche Vielfalt an Natur, Flora und Fauna, an Tieren, an Kultur und an Menschen. Wenn man die Chance hat, mit Einheimischen tiefe Gespräche anzufangen, gewinnt man daraus sehr viel. Das Wetter ist wunderbar, die Sonne lacht jeden Tag, das Wasser ist erfrischen, die Strände weitläufig. Ob Strandurlaub oder Erlebnistour, es ist für jeden etwas geboten. Sri Lanka ist für Backpacker, aber auch für Familien, Paare und Singles ein tolles Reiseziel, das man im Leben gesehen haben sollte.
Nach Sri Lanka möchte ich auch unbedingt mal! Ich war dieses Jahr auf Bali und damit zum ersten Mal überhaupt in (Südost)Asien.. Klar, es ist eine ganz andere Welt und eine andere Kultur, aber gerade das fand ich total spannendund jetzt möchte ich unbedingt mehr von dem Kontinent sehen! 🙂